Ruderlager der Friendship 28
Schon seit einiger Zeit hegte ich den Verdacht, dass das obere Ruderlager der Friendship 28 ausgeschlagen ist. Unter Motor war ein deutliches Schlagen der Pinne zu verspüren. Besonders bemerkbar war das Spiel des Lagers bei Rückwärtsfahrten.

Ich versuchte vorab Informationen über das Ruderlager der Friendship 28 MK3 einzuholen. Aber leider gab in diesem Fall das Internet keine Informationen Preis. Selbst eine Anfrage in einem niederländischen Friendship-Forum kam auf eine Anfrage keine Antwort.
Das bedeutete für mich: Ruderlager ausbauen und schauen, wie das alte Teil aussieht und einen Lieferanten/Hersteller finden!
Und schon kam die erste Hürde: Das Boot lag im Wasser und sollte dort auch bleiben, da ich Sylvester darauf verbringen wollte. Das Auskranen und auf den „Bock“ stellen kostet ca. 470 € und sollte vermieden werden.
Ich griff also auf eine schon getestete und bewährte Variante zurück:
Sicherung des Ruderblattes mit zwei Leinen über die Winchen. Dazu wird an den Enden der Leinen jeweils ein Auge geschlagen und über den unteren Bereich des Ruderblattes gelegt. Die Augen dürfen natürlich nicht bis zum Rumpf hochrutschen, da das Blatt ansonsten nicht gesichert wird. Die anderen Enden werden über die die Winchen gelegt, um das Blatt nach ober zu ziehen und gegen Herausrutschen und Herunterfallen zu sichern.
Jetzt konnten die eigentlichen Arbeiten beginnen. Zuerst wurde die Pinne abmontiert. Um den Ruderkopf mit allen erforderlichen Teilen demontieren zu können, schaute ich mir die Konstruktion etwas genauer an.
Die Komponenten
Der gesamte Ruderkopf besteht aus
- Pinnenaufnahme
- Beschränkung Rudereinschlag
- Edelstahlplatte mit Gleitlager
Demontage
Pinnenaufnahme

Damit Pinne und Ruderblatt im gleichen Winkel stehen, ist die Pinnenaufnahme mit einer Schraube gesichert, die durch die Aufnahme und den oberen Bereich des Ruderschaftes geht. Die mit einer Mutter gesicherte Schraube muss entfernt werden.
Die Schraube und Unterlegscheibe auf dem Ruderkopf wird ebenfalls entfernt.
Zusätzlich ist die Pinnenaufnahme mit einer Klemmvorrichtung versehen. Diese lockern und den Spalt mit einem geeigneten Werkzeug etwas spreizen, damit die Aufnahme vom Schaft entfernt werden kann.
Beschränkung Rudereinschlag
Dieses Bauteil ist mit einem Edelstahlbolzen gegen verdrehen gesichert. Dieser Bolzen kann mit einem Treib/- Durchlageisen entfernt werden. Die Beschränkung kann mit etwas Hebelwirkung entfernt werden.
Edelstahlplatte mit Gleitlager
Auf der Edelstahlplatte befindet sich das Gleitlager. Dieses Teil ist lediglich ein Kunststoffring, der die Reibung der oberen Bauteile auf der Edelstahlplatte verhindert (vertikale Kräfte durch das „hängende“ Ruder).

Die Edelstahlplatte mit den Bolzen für die Beschränkung des Rudereinschlags ist mit 4 Schrauben befestigt. Um die Muttern zu lösen ist eine 2. Person erforderlich, die diese kontern muss.
Beim Lösen der Muttern stellte ich fest, dass unterhalb der Edelstahlplatte unter Deck (Zugang über die Achterkoje) ein Holzklotz (Konterplatte) zur Verstärkung eingeklebt war. Leider bestand dieser Klotz aus Laminatholz und kam mir in einzelnen Schichten entgegen, da er verrottet war.
Ruderlager fehlt

Nach Entfernen der Edelstahlplatte kam der nächste Schreck: Ich konnte kein Bauteil im Ruderkoker entdecken, das die Funktion eines Ruderlagers übernommen hat! Dafür stellte ich fest, dass das Loch der Edelstahlplatte ein wenig angeschliffen war. Mit anderen Worten: Die Platte hat bisher die Funktion des Lagers übernommen!
Ich kann nur vermuten, dass das Lager durch einen Vorbesitzer ausgebaut, aber nicht ersetzt hat.
Es blieb mir nichts anderes übrig, als die einzelnen Stellen des Ruderschaftes und des Kokers auszumessen, um mir ein Bild davon machen zu können, wie das Lager aussehen muss.
Mit einem Messschieber nahm ich die Maße von Koker und Schaft und setzte die Werte in eine Zeichnung um. Daraus resultierten die folgen Maße für
- Ruderlager:
Innendurchmesser = 38 mm, Außendurchmesser = 53 mm, Stärke = 15 mm - Gleitlager:
Innendurchmesser = 39 mm, Außendurchmesser = 53 mm, Stärke = 2 mm

Beide Bauteile ließ ich mir durch eine Firma für Lagertechnik im 3D-Druckverfahren aus entsprechendem Material herstellen.
Montage
Konterplatte
Zuerst musste eine neue Konterplatte hergestellt werden. Diese Platte liegt unter Deck um den Ruderkoker, der aber fester Bestandteil der Konstruktion ist und nicht entfernt werden kann.
Ich suchte mir aus den Holzkisten im Hafen (mit Genehmigung Hafenmeister) ein kleines Stück Restholz

vom Steg (Hartholz). Dieses Brett schnitt ich auf die passende Größe zu und sägte mit der Stichsäge ein passendes Loch mit etwas mehr als Durchmesser Koker. Danach zerteilte ich das Brett in zwei Teile. Die Teile wurde wieder zusammengefügt und mit zwei schmalen Blechen fixiert. Auf einer Seite löste ich die Schrauben auf einer Seite des Bleches. Damit konnte die Konterplatte wie mit einem Scharnier aufgeklappt und um den Koker gelegt werden. Das zweite Blech wurde nun ebenfalls komplett angeschraubt. Die gesamte Konstruktion wurde nun mit Epoxy unter dem GFK eingeklebt.
Nach der Aushärtung mussten noch die 4 Löcher zur Fixierung der Edelstahlplatte gebohrt werden.
Einbau Ruderlager

Nach Erhalt der beiden Lager wurde es spannend. Passten die Teile? Aufgrund von Mess- und Fertigungstoleranzen bin ich davon ausgegangen, dass zumindest das Ruderlager nachbearbeitet werden muss.
Letztendlich stellte sich heraus, das lediglich der Innendurchmesser des Ruderlagers minimal mit einem
Feinbohrschleifer und feinem Sandpapier (240er Körnung) erweitert werden musste. Der Außendurchmesser war passgenau, sodass das Lager mit leichten Schlägen in den Koker eingebracht werden konnte.

Als nächstes erfolgte die Montage des restlichen Komponenten. Die Schrauben der Edelstahlplatte wurden mit Sika abgedichtet. Das Gleitlager wurde aufgelegt und danach die Beschränkung Rudereinschlag und die Pinnenaufnahme montiert. Zuletzt montierte ich die Pinne.
Erster Test
Ich war gespannt, wie das Ruder nach dieser Maßnahme reagierte. Leider stand das Saisonende an und das Wetter sollte auf absehbare Zeit auch nicht mehr mitspielen.
Also entfernte ich die Sicherungsleinen vom Ruderblatt. Die Pinne lies sich danach leicht und ohne Spiel auch bei ruckartigen Bewegungen bewegen.
Einen erweiterten Test nahm ich vor, indem ich den Motor startete und einkuppelte. Am Steg festgemacht gab ich nun Gas. In der Vergangenheit spürte ich schon starke Schläge in der Pinne aufgrund der durch den Propeller erzeugten Strömung. Diese Schläge waren nun nicht mehr spürbar, das Ruder lag ruhig in der Hand.
Weitere Tests erfolgen dann gleich zu Beginn der neuen Saison 2026, auf die ich mich schon sehr freue. Dann wird sich zeigen, ob das gewählte Material den Belastungen als Ruderlager der Friendship 28 standhalten kann und wie lange es eingesetzt werden kann.


